Allgemeine Begrifflichkeiten:
Der Steuersatz ist ein hochtechnisches Produkt, daher ist es nicht verwunderlich dass etliche Hersteller über Normen, Lagergrößen und Einbaumaßnahmen philosophierten. Dabei haben sich über die Jahre drei Typen von Steuersätzen heraus kristallisiert: Der Semi-Integrierte Steuersatz, der Voll-Integrierte und die konischen Varianten, auch Tapered genannt.
Ausschlaggeben für die richtige Art ist der Sitz des Lagers im Steuerrohr: Wie es der Begriff also schon aussagt, handelt es sich bei einem Semi-Integrierten Steuersatz um teil-integrierte Lager. Diese Lager müssen in den Rahmen eingepresst werden. Dabei verschwindet der sichtbare Großteil im Rahmen und sorgt für eine schöne Optik.
Die Montage von Voll-Integrierten Steuersätze ist noch etwas einfacher, denn die Lagerschalgen werden hier einfach nur in das Steuerrohr hineingelegt und müssen nicht extra verpresst werden. Auch hier ist der Name Programm: Die Lager verschwinden komplett im Rahmen.
Es kann bei beiden o.g. Varianten auch Konische Steuersätze geben, die also am oberen Lager einen anderen Durchmesser haben als unten. Technisch gesehen ist das untere Lager stabiler, da die Lagerpunkte weiter auseinander liegen. Diese Vorgaben sind vom Rahmen abhängig und kann nicht nach Belieben gewählt werden.
Den klassischen Steuersatz, mit komplett außenliegenden Lagern gibt es übrigens mittlerweile kaum noch. Nur bei „echten Exoten“ oder älteren Bikes findet man diese Variante noch, oft in Kombination mit einem ins Steuerohr geschnittenen Gewinde.
Fällt der Begriff „Ahead-Steuersatz“ bezeichnet dies eine Bauweise, die ermöglicht eventuelles Lagerspiel mit nur einer Schraube einzustellen und ist heutzutage Standard. Vor etlichen Jahren wies man separat auf die Ahead-Technik hin, denn es gab auch noch Rahmen die mit einem Gewinde im Steurrohr versehen waren und Lagerspiel umständlich mit mehreren Schrauben, Maulschlüssel und Kontermutter eingestellt werden musste. Heutzutage ist so ziemlich jeder aktuelle Steuersatz „Ahead“.
Wie finde ich heraus, welchen Steuersatz ich benötige?
Um Herauszufinden, welcher Steuersatz denn nun das Bike zu besserer Traktion verhelfen darf, muss etwas gemessen werden.
Es ist noch gar nicht so lange her, als es ausreichte, nur das Maß des Federgabelschaftes zu haben. Dies wurde allgemein in Zoll gemessen und teilte sich in vier Kategorien auf: Der alte 1“ Standard wird heute kaum noch genutzt und fand zu Beginn des Radsports Verwendung. Heute noch verbreitet ist der Wert 1 1/8“ und bezeichnet den äußeren Gabelschaft-Durchmesser von 28,6mm.
Als der Einsatzbereich, gerade im MTB immer weiter auffächerte, wurden zugunsten besserer Fahreigenschaft und Stabilität konische Schaftrohre in Federgabeln verbaut. Also wurden auch die Steuersätze angepasst: Das obere Lager hatte weiterhin den gängigen 1 1/8“ Durchmesser, die untere Schale wurde innen, nicht zuletzt auch zugunsten höherer Stabilität 1.5“, also 31,8mm breit. Diese Kombination 1 1/8“ – 1.5“ nennt sich Tapered.
Da aber nicht nur für die Federgabeln neue Durchmesser konzipiert wurden, sondern ebenso für die Steuerrohre im Rahmen, folgte eine beinahe unübersichtliche Flut an verschiedenen Innen,- Außen,- Höhen- und Tiefendurchmessern.
Im Jahr 2010 wurde, aufgrund der Masse an verschiedenen Angaben ein einheitliches System zur korrekten Angabe von Steuersätzen geschaffen: Das „Standardized Headset Identification System“ oder kurz S.H.I.S.
Diese Angabe zeigt sofort an ob es sich um einen Voll-Integrierten, Semi-Integrien oder konischen (also Tapered-) Steuersatz handelt und identifiziert direkt die nötigen Maße, damit auch alles passt. Eine typische S.H.I.S.-Nummer sieht folgendermaßen aus:
IS42/28,6 | IS52/40
Das ganze besteht immer aus zwei Blöcken, jeder Block beginnend mit einem Buchstaben-Code, dem Zahlenangaben folgen. Die Blöcke, getrennt durch ein | oder / (oder ganz einfach Abstand zwischen der letzten Zahl und dem ersten Buchstabe) beziehen sich auf das Obere-, der zweite Block auf das Untere Lager. Die Buchstaben geben mit einem Kürzel, das wir gleich aufschlüsseln, an, um welche Variante Steuersatz es sich handelt. Der S.H.I.S gibt drei Kürzel vor:
EC: steht für „External Cup“ also Außenliegende Lager.
ZS: steht für „Zero Stack“, der Semi-Integrierte Steuersatz.
IS: steht für „Integrated Stack“ und bedeutet Voll-Integrierter Steuersatz.
Die erste Zahl des Blocks, in unserem Beispiel 42, beschreibt den Innendurchmesser des oberen Steuerrohrs in Milimeter. Die zweite Zahl, hier also 28,6mm, ist der Innendurchmesser des Lagers in Milimeter und wird angegeben damit es auf die (Feder-)Gabel passt.
Der zweite Block wird genauso aufgeschlüsselt. Wir haben also auch hier ein integriertes Lager (da auch der zweite Block mit dem Kürzel „IS“ beginnt), einen Durchmesser des Rahmen-Steurrohrs von 52mm und ein Innenmaß des Steuerlagers von 40mm. Zudem kann man erkennen, dass es ein konifizierter „Tapered“-Steuersatz ist, da der Schaftdurchmesser oben 28,6mm beträgt und unten 40mm breit ist.
Am Rahmen und der Gabel muss also folgendes gemessen werden:
Das Innenmaß des Steurohrs am Rahmen
Der Gabelschaft, direkt an der Gabelkrone
Der Gabelschaft auf Höhe des Vorbaus
Ob es ein Semi-, Voll-, oder Tapered-Steuersatz ist, kann man in der Rahmenbeschreibung sehen oder beim Händler bzw. Hersteller in Erfahrung bringen.
Einstellung, Pflege und Wartung
Falls das Lagerspiel einmal eingestellt werden muss, kann man dies mit nur einer Schraube bewerkstelligen. Hierbei werden die beiden Vorbauschrauben gelöst und mittels der Schraube oben am Vorbau das Spiel angepasst. Sobald das Lagerspiel korrekt eingestellt ist, kann man die Vorbauschrauben wieder festziehen. Das Ganze geht schnell und ist einfach durch zu führen.
Dank modernster Technologie sind die Lager stark resistent gegen äußere Einflüsse, trotzdem sollte man vor allem ab und an das Lagerspiel kontrollieren und die Lager relativ sauber halten.
Mehr ist weniger! Qualitätsunterschiede und Preise
Blickt man auf die Preise der Steuersätze bemerkt man schnell teils große Unterschiede. Je wertiger (und oft damit einhergehend, Teurer) ein Steuersatz ist, desto wertiger und langlebiger sind die Lager. Auch das Gewicht ist ein entscheidender Faktor, denn in super-leichte Carbon-Rahmen möchte man kaum einen schweren Steuersatz haben der das ganze Projekt zunichtemacht. Das Material, aus dem die Lagerhüllen bestehen, gibt es ebenfalls in verschieden Varianten, darunter Aluminium, Karbon oder auch Titan. Mittelpreisige Steuersätze bieten aber gerade durch aktuelle Technik ein verschleißarmes und hochwertiges Lager und erfordern relativ wenig Wartung.
Falls doch einmal ein Lager ausgeschlagen ist und der Steuersatz gewechselt werden soll oder das Bike aufgewertet werden soll, findet ihr in unserem Shop eine große Auswahl von Steuersätzen, Distanzschalen, Abdeck-Kappen oder Ahead-Krallen.